Eine Trauerrednerin erzählt

 

 

 

 

Annette Rosenfeld ist Trauerednerin und war so nett, mir einige Fragen zum Thema Trauer zu beantworten

 Zum Thema Sterben und Leben nach dem Tod:

 "Ich verstehe den Tod als einen Übergang in die Nacht einer vielen unvertrauten Dimension. Genaue Vorstellungen dazu hege ich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass die Materie und damit auch unsere Körper eine Art verdichtete Energie darstellen, die sich mit dem Sterben und dem Tod immer mehr an Dichte verliert. Dabei geht die Energie jedoch nicht verloren, sondern nimmt andere Formen an. Das heißt: Tote bleiben erreichbar, auch wenn die Sprache eine andere werden muß. Etwa wie Rainer Maria Rilke einmal in bildlicher Sprache formulierte:

 

 

 

Ob auch die Stunden uns wieder entfernen:

 

 

 

Wir sind immer beisammen im Traum

 

 

 

Wie unter einem aufblühenden Baum.

 

 

 

Wir werden die Worte, die laut sind, verlernen

 

 

 

Und von uns reden wie Sterne zu Sternen.

 

 

 

Alle lauten Worte verlernen:

 

 

 

Wie unter einem aufblühenden Baum

 

 

 

Zum Thema Trauerrednerin:

 

 

 

Als Theologin haben mich schon immer Fragen nach alldem interessiert, was hinter dem Leben steht bzw. worauf sich Leben gründet. Nachdem sich christliche Glaubensinhalte und Bilderwelt als auch kirchliche Strukturen als zu eng für mich erwiesen, wurde es mir nach einer Zeit des anderweitig Erfahrungssammelns wieder wichtig, an Stellen zu arbeiten, wo Lebensfragen sehr ernsthaftig estellt werden. Und so wurde ich Trauerrednerin.

 

 Meine Arbeit gestaltet sich unterschiedlich: meistens besuche ich die Angehörigen oder Freundinnen einmal oder zweimal, getrennt oder zusammen, je nachdem, telefoniere auch mit einigen. Dann lasse ich das Gehörte sacken, beginne aber nebenbei zu recherchieren. Das heißt: Wenn jemand leidenschaftlicher Angler war, werde ich versuchen, möglichst tief in diese Bilderwelt einzutauchen, um die Leidenschaft dafür und den Mensch mit dieser Leidenschaft grundlegender zu verstehen und verstehen zu lernen. Dadurch entsteht eine sehr individuelle und gleichzeitig über das Leben des Gestorbenen hinausweisende Rede.

 Nach meiner Erfahrung erweisen sich Feiern in dem Maße als hilfreich, wie sie dem Leben des Gestorbenen gerecht werden. Das heißt, daß ich schwierige Seiten nicht verschweige, sondern sie zu benennen versuche, daß damit eine grundlegende Wertschätzung der Person nicht verletzt wird.

M
usik als Schwingungsenergie erscheint mir unerläßlich.

Live-Musik und zusammen Singen tut ungemein gut, nicht nur bei Trauerfeiern.

 

 Gemeinsames Tun in Form von Ritualen erreicht viel eher die Regionen des menschlichen Seins, in denen Trauerprozesse sich abspielen, und vermitteln zudem ein Gefühl der Gemeinsamkeit, wo die Einsamkeit ansonsten groß ist.

 Gegenstände, die an die Gestorbenen erinnern, bei der Trauerfeier mit aufzubauen, hilft, den Gestorbenen an dem Ort der Feier spürbar werden zu lassen.

 Eigentlich geht es mir darum, den Weg der Trauer und des Abschieds in der Trauerfeier einmal von vorne bis hinten in verdichteter Form gemeinsam zu gehen, ihn dann  im langsameren Tempo nachzugehen, fällt dann leichter, behaupte ich.

 

 

 

==================================================

 

 

 

 Mehr Infos über Frau Rosenfeld und ihre Arbeit sind auf ihrer Homepage

 

 

 

www.vom-kommen-und-gehen.de

zu finden



Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden