Interview mit einer Bestatterin

Als Bestatter bzw. Bestatterin hat man tagtäglich mit dem Thema Tod und Sterben  zu tun. Doch wie kommt dieser Berufswunsch zustande? Wie sieht man als Bestatterin selber das Thema Sterben und Tod? Und wie geht man damit um?
Carola Meißner-Witzke ist Bestatterin aus Berlin und ich freue mich, dass ich mit ihr ein Interview zu dem Thema führen konnte.


Frau Meißner-Witzke, Sie sind Bestatterin aus Berlin. Wie sind Sie auf diesen Berufswunsch gekommen?

Mein Vater bewarb sich vor 40 Jahren bei mehreren Firmen und landete so als Quereinsteiger im Bestattungsgewerbe. Er arbeitete sich hoch zum Prokuristen und machte sich dann selbstständig.

Als ich mit der Schule fertig war, wollte ich eigentlich noch studieren, Pharmazie interessierte mich, doch mein Vater bat um eine Chance, mir seinen Beruf näherzubringen.

Und was soll ich sagen... Es war Liebe auf den ersten Blick.  Heute verstehe ich gar nicht mehr, wie ich ernsthaft in einer Apotheke landen wollte.



Als Bestatterin hat man tagtäglich mit dem Thema Sterben und Tod zu tun, wie lernt man damit umzugehen?

Mit der Muttermilch bekommt man so einiges mit. Meine Mutter bekam keinen Kitaplatz für mich und arbeitete bei meinem Vater mit.Ich wuchs also sehr betriebsnah auf. Es gehörte immer fest mit zum Leben. Es kam vor, dass traurige Menschen zuhause klingelten und Papa mit ihnen ins Esszimmer ging, und wir dann ruhig sein mussten. Mein Vater hatte immer Telefondienst, so dass es normal war, dass Heiliabend mitten in der Bescherung das Telefon klingelte. Sterben war nie etwas Mysteriöses.  Es war Teil des Lebens.


Finden Sie, dass das Thema Sterben in der heutigen Zeit noch (zu) sehr tabuisiert wird?

Absolut. Als junges Mädchen hatte ich öfters damit zu kämpfen, dass z.B. auf einer Party ein Bestatter etwas Unheimliches war. Menschen brachen in Tränen aus oder verließen den Raum.  Ich erfuhr, dass man über "sowas" nicht redet und dass mich viele gruselig fanden.

Mittlerweile, aber das kann auch an mir und meiner Einstellung liegen, bin ich oft noch eine Kuriosität, aber mehr eine die Nachfragen und Neugierde hervorruft. 

Im Berufsalltag wundert es mich immer wieder, wenn Menschen hysterisch anrufen, dass wir die Leiche SOFORT abholen müssen, weil sie sie nicht hier haben wollen.  Vor einer Stunde aber war die Leiche noch der geliebte Ehemann. Das ist etwas, dass ich nicht verstehe und sehr schade finde.

Früher wusch und bekleidete man seine Toten selber, aß und trank mit ihnen im Kreis der Familie, um sich zu  verabschieden.



Was denken Sie selber über das Thema Sterben und Tod?

Es gehört dazu. Wir können es nicht beeinflussen. Nicht abwenden. Wir wissen nicht, wann es soweit ist. Der Tod ist nicht gerecht oder planbar, aber oft eine Erlösung. Frieden. Ruhe.


Was ist für Sie ein würdevolles Sterben?

Im Kreis seiner Lieben sein zu können. Keine großen Schmerzen zu haben. Nicht völlig von Medikamenten bestimmt zu werden.  Nicht als Ende jahrelangen Siechens qualvoll zu sterben.
Wenn man bis zum Schluß man selbst sein darf, seine Würde und seinen Humor nicht verliert, ich denke, dann könnte ich erhobenen Hauptes diese Welt verlassen.


Welche Arten der Bestattung gibt es?

Als Hauptunterschiede gibt es Erdbestattungen und Feuerbestattungen.  In beiden Fällen gibt es unterschiedliche Grabanlagen (Wahlstelle, Reihenstelle, anonyme und halbanonyme Gräber). Gerade für Feuerbestattungen gibt es heutzutage viele Möglichkeiten.... Seebestattung, Baumbestattung, als Diamant  oder Edelstein gepresst,  verstreut (nicht in Deutschland), in den Weltraum geschossen, in ein Bild gemalt usw


Wie wichtig ist hierbei die Kommunikation mit den Angehörigen?

Für mich ist sie das Wichtigste! Eigentlich sind wir ein Handwerksbetrieb. Und viele denken, wenn ich Kunde sage, dass ich den Verstorbenen meine. Ich sehe mich aber viel mehr als Dienstleisterin und die Angehörigen, die von mir betreut werden, als Kunden.


Mascha Kaleko hat mal gesagt: "Den eigenen Tod, den stirbt man nur, den der anderen muss man leben"

Es ist viel schwerer zu hinterbleiben.



Was man selber tun, damit das Thema Sterben und Tod ein wenig den Schrecken nimmt?

Ich finde vorsorgen. Wenn die Kinder Angst haben vor einem Monster unter dem Bett, dann macht man das Licht an und spricht darüber. So überwinden die Kleinen diese Angst. 

Würden wir über das Sterben, den Tod und das Danach reden, uns befassen, planen, wie wir unser Leben ja auch geplant haben,  Licht machen und darüber reden, ich denke, dann könnten wir dem Ganzen den Schrecken nehmen. 

Den Tod wieder Teil des Lebens werden lassen.


Liebe Frau Meißner-Witzke, vielen Dank für das Interview!


Das Bestattungsinstitut von Frau Meißner-Witzke


verschiedene Sargmodelle














individuell gestaltete Urnen




Frau Meißner-Witzke




Webseite:  

www.witzke-bestattungen.de


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